06. 09. 2016
schwarzrheindorf / pützchen
(bonn)

die wirkung einer alaunhaltigen quelle
(auf glauben & kunst)

eine exkursion zusammen mit hans-gerd weise

 


 

Sankt Adelheidis in rechtsrheinischem Umfeld

 

Ein Ausschnitt aus dem Adelheidis Zettel,
einem Kupferstich von Everhard Goffart, Köln 1718

(links das Vilicher Kloster, darüber Siegburg mit dem Michaelsberg,
rechts Pützchen mit Teilen des Siebengebirges)

> Siehe Wikimedia Commons / Adelheidis Zettel

 


 

 

die farbe blau

Heinos ja, ja so blau, blau, blau blüht der Enzian, Adriano Celentanos azzuro heißt blau und das rheinische heute blau, morgen blau und übermorgen wieder blau
könnten die Hymnen zu diesesm Foto sein. Als Kommentar ist vielleicht auch noch das ewige Blau und Grün beißen sich möglich
, von Goethes Farbenlehre bestätigt.

Bei diesem Motiv reizen sich die Blau- und Grünwerte. Wolkenweiß und Schattendunkel kontrastieren auch ein wenig und dann ist da noch das TÜV-abgenommene Bremslichtrot, das sich frech in den Vordergrund drängt. Was fehlt, ist vielleicht ein gelbes Urinfläschchen im Fordergrund, um die Farbanforderungen von Dr. Paletti zu erfüllen.

Eins scheint mir aber sicher, dass ich dieses Jahr selten so viel über das Farbbeisammensein auf einem Foto nachgesonnen habe.

... und zum Abschluss singt sich unser Barde Willy Schneider seit 1937 in den ewig kornblumenblauen Himmel am herrlichen Rheine.

 

Idee HGW, Foto RMJ

 

 

die außenwelt der innenwelt

Ein Blick durch das Fenster der verschlossenen Tür ermöglicht die Sicht zum Kreuzgang (rechts auf dem Foto) der ehemaligen Klosterkirche von Hangelar. Gleichermaßen sieht man als Spiegelung den Weg an der Klostermauer längs (links auf dem Foto)zur Adelheidis-Quelle.
Ein rheinischer Hund geht seines Weges.
Bei fotografischen Blicken in sowohl durchsichtige als auch reflektierende Scheiben ist neben der entstehenden Polyperspektivität auch das Selbstporträt des Fotografierenden (Neudeutsch Selfie) Bestandteil des Motives.

 

Idee HGW, Foto RMJ

 

In der Fotosession mit Alex Studthoff am 11.09.2008 in Utrecht habe ich mich gleichermaßen mit dem Phänomen einer reflektierenden Schaufensterscheibe auseinandergesetzt.

> scenes uit utrecht

 

 

horror vacui oder der zwang zum füllen leerer nischen

Für Generationen von gut vorbereiteten zukünftigen Ehefrauen gehörte es zum Lernpensum, leere Flächen des Wohnbereichs geschmackvoll zu dekorieren. Eine Tischplatte durfte nicht für sich sein, ein Deckchen mit einer Vase darauf, versehen mit überlegt angeordneten Schnittblumen, machte die gähnende Leere zum bewusst akzentuierten Blickfang eines Zimmers. Die zentrale Anordnung, mittig auf dem Tisch, ließ in ihrer Langweile keine Kritik zu. Anordnungen, z.B. im goldenen Schnitt, gaben Stoff zu Diskussionen. Eine ganze Nierentischgeneration musste neu dekorieren lernen, weil das Zentrum einer Nierenform schwer zu orten ist.

Aus so einem Hause stammend, fällt es mir natürlich schwer, leere Bereiche, so wie die Mauernische auf dem Foto, zu ertragen. Sie eignete sich hervorragend zum Aufstellen eines Grablichtes, wenn nicht die an die Mauer lehnenden dazugehörigen Grabplatten in den letzten Jahren entfernt worden wären.

So musste mein Kanister mit dem abgefüllten heiligen Adelheidis-Wasser dazu herhalten, die Leere der Nische zu füllen.

 

Die Ocker farbene Mauer und das Dunkel der Halbschatten
unter Bäumen lässt die bearbeitenden Fotosoftware verzweifeln.

 

 


Sechs Texte zu sechs Fotos im Format A4 werden von mir unter obigem Titel
die wirkung einer alaunhaltigen quelle (auf glauben & kunst)

in einer Kassette veröffentlicht.

 

 

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