La avenida de las lagrimas del boom

 

 

textausschnitt
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Tränen auf der Straße des Booms

 

Die verkommene schmale Asphaltstraße erscheint wie ein langer Flickenteppich mit vielen tiefen Löchern, Rissen und Brüchen. Sie wurde in den letzten Jahrzehnten wenig, und wenn, dann lustlos ausgebessert. Mit einer Schaufel wurde dann etwas Asphaltsplit in die Schlaglöcher geworfen, verteilt und mit dem Schaufelrücken plattgeklopft. Es gibt Straßen, die sich in einem so grandios verkommenen Zustand befinden, dass ein weiteres Ausbessern sinnlos wäre, eine ehrenrührige Beleidigung eines jedes Straßenarbeiters. Jeder Benutzer dieser Straße schickt an dieser Stelle ein Stoßgebet zum Himmel, gerade hier, wo eine kleine Kapelle im tief dunklen Schatten alter Platanen steht. Grob gebaut aus Bruchstein, gedeckt mit verblichenen Dachziegeln, die überzogen von ausgetrockneten Flechten sind, wartet diese Haltestelle des Glaubens auf ihre Erlösung. Durch ein Eisengitter vor dem Eingang sieht man in eine finstere Nische, die einen feucht modernden Geruch ausströmt. Zwei weiße Gebetskerzen in durchsichtigen Plastikschälchen flackern vor einem verrußten Heiligen, dessen Identität man nur erraten kann. Der geordnete Zustand der Nische und das Brennen der Kerzen deuten auf jemanden, der sich um dieses Elend kümmert. Links und rechts von der Heiligenfigur stehen in alten gläsernen Orangensaftgefäßen, deren Böden mit weißem Friedhofskies beschwert sind, Sträuße verblichener weißlich-staubiger Plastiklilien. In die Blütenböden sind jeweils gelbliche raue Zapfen als Blütenstempel gesteckt. Die Verbindungen unterschiedlich farbiger Teile dieser Plastikblumen lassen mich an die Legosteine meiner Kindheit denken.

Welche Gebete, Bitten, Hoffnungen, Wünsche und Sorgen werden sich in diesem Altar eingenistet haben und auf ihre Beachtung, Erhörung bzw. Erfüllung warten? Die ganze Gestaltung bedrückt mich, an besinnliche Gedanken ist in dieser Umgebung nicht zu denken. Ich fühle mein Atemholen, das Konzentrieren auf das Atmen macht es beschwerlicher, ich wende mich ab. Vor dem Eingang dieser kleinen Ermita befinden sich eine verkommene museale Kinderrutsche aus ...

 

fortsetzung folgt

 

ein plätzchen zum lauschen (zuhören),
denn bald geht die geschichte weiter ...

 


 

Zur Information:

Die Begehung des Weges zu dem hier vorliegenden Essay fand im Herbst 2012 statt. Während der Erkundung des Umfeldes entstanden eine Serie von Fotografien und ein Static-Scene-Video. Im Anschluss daran haben sich in meinem Atelier weitere künstlerische Arbeiten zu dieser geschichtsbezogenen Dokumentation angeschlossen.

Die Fortsetzung dieses Themenkreises, die den Hafen zum Inhalt haben wird, von dem aus die Deportationen stattfanden, ist in Planung und Arbeit.

Eine Präsentation, bzw. Ausstellung, sieht so aus, dass Textabschnitte in der chronologischen Abfolge des Weges gut lesbar oder akustisch als Einheit mit den dazugehörenden künstlerischen Arbeiten gezeigt werden, so dass ein Gang durch die Ausstellung einem Nachvollzug des Weges durch die Landschaft gleichkommt.


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