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rainer maria jaenicke


Der Anfang

Ich wurde 1947 in Kiel in der britischen Besatzungszone geboren und war, wie man mir erzählte, im britischen Jeep auf dem Weg zur Klinik schon halb auf der Welt. Bis 1952 lebte ich in Uelzen (Lüneburger Heide). Anschließend kam ich mit dem Beamten-Track der bundesrepublikanischen Gründerzeit nach Bonn. Meine Schulzeit verbrachte ich in Bad Godesberg an der Kath. Volksschule Plittersdorf und später am Nicolaus–Cusanus–Gymnasium.

Besonders erwähnenswerten Kunstunterricht erhielt ich bei Gerhard Neumann, der an der Breslauer Kunstakademie nach seiner Ausbildungszeit Meisterschüler von Otto Müller und Oskar Moll wurde und dann bei Fernand Legér in Paris seinen kompositionell letzten Schliff erhielt.

Mein erstes Happening habe ich nach dem Abitur mit ehemaligen Mitschülern auf der Bühne der Schulaula veranstaltet, wobei mir besonders die Jesusgestalt Robins mit Bierdeckelnimbus und ein Bollerwagen mit dem zu der Zeit obligatorischen Bierkasten und der direkte Protest der damals stellvertretenden Direktorin Frau von der Schulenburg in Erinnerung geblieben sind.

Nach dem Abitur und kläglichem Studienbeginn an der Bonner Uni in Englisch, Geschichte und Kunstgeschichte, bleiben nur als Highlight Vorlesungen bei Heinrich Lützeler zu erwähnen.


Danach

 


Histörchen

Während meiner Ausbildungszeit hatte ich die dankenswürdige Möglichkeit in Bonn bei der Bildhauerin Ingeborg von Rath zwei Semester in echter Rheinischer Atelier - Atmosphäre zu belegen, in dem das Modellieren mit Ton, z.B. Napoleons Totenmaske, Inhalt war. In Köln durfte ich an der Werkschule vom in die Jahre gekommenen Friedrich Vordemberge lernen, was klassische Malerei bedeutete. In Erinnerung geblieben sind mir Spargelstilleben in Öl vom Feinsten, Weihnachtsfeiern mit Kriegserinnerungen und Mittagspausen des alten Meisters auf urkölnischem Terrain im Weinhaus/Brennerei Hermanns gegenüber dem Chlodwigstor. In Monschau gab ich in einem Christo-Projekt Hilfestellung beim Verpacken und Zuhängen von Ruinen und Rur (Monschau Project).

Hineingerochen habe ich in Vorlesungen im Fach: Bühnenbild & Theaterwissenschaften, wobei das Erstellen von Bühnenbildern meiner Auffassung von Guckkästen und gebauten Erlebnisräumen sehr verwandt war.

Unter den vielen Mitstudenten sind mir besonders im Hinblick auf künstlerische Begabung in Erinnerung geblieben: Vincent, Cordy, Klauke, Eichner, Blankenburg und Enneper. Ich denke außerdem an andere Kommilitonen zurück, die ihren künstlerischen Lebensweg lieber für Alkohol und Drogen hergaben im ersten Haschisch- und LSD-Run Ende der sechziger Jahre. Viele drifteten in die Demonstrationsbewegungen ab und sahen mehr Sinn darin, z.B. 1968 nach der russischen Invasion in die Tchechoslowakei die Fassade der Russischen Botschaft in Rolandseck mit Eiern, Tomaten und anderen Wurfgeschossen zu gestalten und bei Sternmärschen und Besetzungen auch künstlerisch aktiv zu werden.

Meine erste Kunstausstellung hatte ich 1970 in der Galery t´Boere Höfke bei Valkenburg in den Niederlanden, zusammen mit Cordy und Vincent. In Erinnerung geblieben ist auch die Zollpassage im alten Güterbahnhof St. Gereon, jetzt Mediapark – Gelände. Die Zollbeamten stempelten jedes Bild von hinten mit dem Bundesadler. Über die Bilder selbst haben sich die anwesenden Zollbeamten und Bundesbahnbeamten köstlich amüsiert. Anschließend ging der Transport der kompletten Ausstellung auf dem Dach meines hellblauen VW-Käfers in Richtung Holland ab.
Aktionen auf dem Kölner Neumarkt der Künstler sind unvergessen. Auch denke ich dabei an eine künstlerische Aktion etwa zur gleichen Zeit von Vincent, der bei einer Filmvorführung in der Mensa der Werkschule mit geschulterter Leiter auf dem Fahrrad zur Leinwand fuhr und in die Filmprojektion hineinkletterte.
Bei der Ausstellung ´Jetzt´ in der Kölner Kunsthalle, an der sich die Malklasse Marx beteiligen durfte, habe ich aus Frust und Lust ein Kunstwerk von mir aus Protest gegen die Bevormundung durch einen älteren Kommilitonen zerschlagen. Anschließend habe ich die Trümmer inmitten der Ausstellung mit Tesakrepp umrandet. Am nächsten Tag hatte irgendjemand meine Installation entfernt.
In der Kölner Galerie "Orangerie" durften wir in einer unserer Meisterschüler-Ausstellungen unsere künstlerischen Arbeiten neben Arbeiten von Arik Brauer und HA Schult zeigen, worauf wir sehr stolz waren. Das WDR-Fernsehen sendete einen Bericht über unsere Prüfungsprobleme mit nicht wohlgesonnenen Professoren, wobei ich ein wenig die Veranstaltung moderieren durfte.

Karl Marx hat mir künstlerisch und menschlich die Wege zur Kunst gezeigt. In seinen Ateliertreffen habe ich die Gleichberechtigung von Kunst und Fotografie in seiner Freundschaft zu dem Fotografen Arno Jansen erlebt, dessen fotografische Genialität ich zu schätzen gelernt habe. Ich erinnere mich, dass Karl Marx stets eine Minox mit Messkettchen benutzte und manche Fotos herstellte, so auch von mir, die dann als Malereivorlagen dienten.

Künstlerische Exkursionen während des Studiums nach Amsterdam, Paris und Vinci bleiben unvergesslich. Ich denke besonders an einen Aufenthalt Ende der sechziger Jahre in der Pariser Rue St. Denis neben dem noch stehenden Hallenviertel und einen Besuch von Chartres.

Chaotische Biwaks in der Beuysklasse der Düsseldorfer Kunstakademie sind für mich menschlich und künstlerisch ohne Folgen geblieben. Ich bedauere, nicht damit dienen zu können, mich in die Beuys-Klasse eingeschrieben zu haben wie viele andere, die jetzt davon zehren.

Es erfüllt mich jetzt mit Stolz, dass ich als Nordlicht an der Kölner Werkschule Student sein durfte, wo unter vielen auch der von mir so verehrte Chargesheimer studiert hat, und ich bedauere es immer noch, dass diese traditionsreiche urkölnische Kunstakademie trotz all der damaligen Proteste dem Düsseldorfer Diktat zum Opfer fiel und der Kölner Fachhochschule untergeordnet wurde.

An das Studium schließt sich freiberufliches Arbeiten und eine Lehrtätigkeit im Fachbereich Kunst am heutigen Kölner Rhein-Gymnasium, der ehemaligen Jungen – Oberrealschule Mülheim an, an der auch der Maler Anton Räderscheidt kurze Zeit als Kunsterzieher tätig war. Im Laufe der 70er Jahre beginnt dort die fachlich kreative Zusammenarbeit mit dem Künstler und Kunstlehrer Hans-Gerd Weise.
Nennen möchte ich auch den Bonner Aktionskünstler Alfred Kerger, der mit viel Einsatz unsere Bonner Kunstgruppe Klärwerk III gegen die Unbill der Zeit/-Genossen geleitet und dafür gesorgt hat, dass unsere Aktivitäten in mehreren Veröffentlichungen und Katalogen dokumentiert worden sind. Außerdem hat Alfred Kerger mit viel Einsatz den Kontakt zur regionalen und überregionalen Presse gehalten und für viele Presseartikel über die Gruppe gesorgt, wie z.B. der große Artikel in der Bonner Stadtillustrierten "Die Schnüss" über die Aktionen von Klärwerk III. Hervorzuheben ist die Klärwerk III - Dokumentation von 1989, in deren Layout man sehr gut den Übergang von traditionellen Offset-Montagen von mir zu Atari-Computer-Layout in den Illustrationen von Goedart Palm nachvollziehen kann.

Neben Frankreich fühle ich mich besonders seit 1968 Spanien verbunden, wo ich auch künstlerisch meine zweite Heimat gefunden habe. Der Heidelberger Fotograf Jons Richter und seine damalige Ehefrau Inma Bayerri, die ich 1971 in Alcanar (Tarragona) kennen gelernt habe, haben mir auf meinem spanischen Lebensweg sehr geholfen.


Künstlerische Zusammenarbeit


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