ideeenbus sphinxten (2)


 

 

tabula festiva (textausschnitt)

 

Ich lehne mich auf den schmuddeligen, zum Biertisch umfunktionierten Trafokasten. Das gleichmäßige Summen seiner im Inneren verborgenen Schaltkreise steht im Einklang zu meinem Tinnitus. Hinter mir wirbt zweimal dasselbe Plakat mit einer über ihre Schultern total cool blickenden Künstlerin. Ihre Körperfarbe könnte man als glänzend glattes Knusperbraun bezeichnen und ruft in mir Assoziationen von hochgradigen Verbrennungen hervor. Ein darunter stehender Name und die dazugehörige Farbwahl rufen in mir einige besserwisserische Dissonanzen hervor.

Ich blicke auf eine nur wenige Meter entfernte noch größere Plakatwand an der Hausfassade der gegenüberliegenden Straßenseite. Vor einem Jahr habe ich hier an dieser Stelle dasselbe Motiv fotografiert, es war nach gängigem Klischee etwas aussagestärker als das Motiv heute, weil damals ein altes Fahrrad vor den Plakaten stand, und es damit mehr dem nicht aus meinem Schädel wegzubekommenden deutschen Hollandklischee entsprach; oder war es doch mehr der unauffällige Hinweis auf Marcel Duchamps Bicycle Wheel?

Der Boden der schlichten Straße ist werbefrei und ebenso der strahlend blaue Junihimmel darüber.

Rechts in der Weite der baumbestandenen Hauptstraße hat sich eine Institution nach dem Armen Kindje Jezus benannt. Wieso als Gottessohn denn arm, denke ich wohl dumm-forsch, war mit arm das Elternhaus gemeint oder der Lebenslauf, der das Kind erwartete? Bei so einem Vater müsste man doch der glücklichste und reichste Sohn der Welt sein? Irgendwie werde ich das Gefühle nicht los, bei meinem rheinischen Religionsunterricht nicht aufgepasst zu haben ...



 

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